21.02.2025 -23.02.2025
Winterstart am Ammersee
Es geht wieder los.
Frisch gepackt, vollgetankt, Proviant im Schrank und Kamera im Gepäck – wir starten eine neue kleine Winter-Womo-Tour. Keine lange Strecke, keine große Planung. Einfach raus. Raus in den Winter,
raus in die Stille.
Der erste Stopp: Ammersee – Parkplatz Stegen.
Nur gut eine Stunde von zuhause entfernt, aber immer wieder ein Lieblingsort, besonders in der kalten Jahreszeit. Kein Massentourismus, keine Bootsverleiher – nur wir, das Wasser und der
Horizont.
ANKOMMEN & ABENDGOLD
Als wir am späten Nachmittag eintreffen, steht die Sonne schon tief. Der Parkplatz ist angenehm leer, der See still, als würde er den Tag selbst langsam abschließen. Wir parken, gehen zum Seeufer – und dann heißt es: Sonnenuntergang genießen.
Und was für einer.
Der Himmel färbt sich von Blau zu Gold zu Orange, Einmal tief durchatmen.
Kein besserer Ort für den ersten Abend einer Tour.
Die Silhouetten der alten Bootshäuser
Das fahle Licht einer Laterne auf dem Steg
Ein schöner, ruhiger Abschluss – weit weg von Trubel und perfekt, um die letzten Tage Revue passieren zu lassen.
Ausschlafen, Seefrühstück & Uferwanderung
Die Nacht war ruhig, fast vollkommen still – Ein perfekter Platz für eine Winternacht am See.
Wir schlafen aus. Richtig aus.
Kein Wecker, keine Pläne, kein Programm. Einfach liegen bleiben, die Kälte draußen lassen und sich nochmal umdrehen. Gegen halb zehn wird dann doch der Kaffee gekocht, und es folgt:
Ein ausgiebiges Womo-Frühstück.
Frische Brötchen vom Vortag, warm gemacht im Omnia, dazu Marmelade, Käse, Ei, und die zweite Tasse Kaffee.
UFERWANDERUNG RICHTUNG NORDOSTUFER
Nach dem Frühstück ziehen wir uns die Wanderschuhe an und machen uns auf den Weg – ohne Ziel, einfach dem Ufer entlang. Der Weg Richtung Nordostufer ist flach, gut begehbar, selbst im Winter kaum glatt. Rechts der See, links immer wieder kleine Wiesen, Bäume und versteckte Bootshäuser.
Die Luft ist kalt, aber klar. Der Winter zeigt sich hier von seiner friedlichen Seite.
Je weiter wir laufen, desto stiller wird es. Keine Straße, kaum Stimmen – nur Wasser, Wind und Schritte im Kies.
Nach etwa einer Stunde drehen wir um, machen auf dem Rückweg noch eine kleine Pause auf einer Holzbank mit Blick über den glitzernden See. Es ist einer dieser Tage, die man nicht spektakulär nennen würde – aber unvergesslich.
ZURÜCK AM WOMO
Wieder am Platz machen wir uns einen heißen Kaffee und legen die Füße hoch. Draußen ziehen erste Schleierwolken auf – vielleicht wird das morgen wieder ein stimmungsvoller Abend.
Aber das hat Zeit. Heute geht es um Langsamkeit. Und darum, wie viel ein einfacher Tag am Wasser geben kann.
23.02.2025
Herrsching: Winterstille & Bilderbuchblick
Am Morgen verabschieden wir uns von unserem ruhigen Stellplatz in Stegen. Kein Stress, kein Stau – nur ein kurzes Stück dem See entlang nach Süden. Ziel:
Herrsching am Ammersee.
Schon oft gehört, nie wirklich besucht. Jetzt ist’s so weit.
ANKOMMEN IN HERRSCHING – FAST ALLEINE
Der Ort empfängt uns… verschlafen.
Aber auf die gute Art. Kein Touristentrubel, kein Gedränge an der Uferpromenade – nur ein paar Einheimische. Wir finden problemlos einen Parkplatz nahe am Seeufer, stellen das Womo sicher ab –
und machen uns auf den Weg.
UFERSPAZIERGANG MIT BILDERBUCH-SCHLÖSSCHEN
Wir folgen dem Uferweg Richtung Süden.
Es ist kühl, aber nicht kalt, der Wind steht still, das Wasser liegt da wie Glas. Auf dem Weg: knorrige Bäume, Bänke mit weitem Blick über den See, ein paar verschlossene Bootsverleihe. Und
plötzlich steht es da:
Das kleine Schlösschen von Herrsching.
Weiß, verschnörkelt, etwas versunken in den Bäumen, mit Türmchen, Erkern und dem perfekten Standort direkt am Wasser – ein richtiges Postkartenmotiv. Kein Wunder, dass man es auf so vielen Fotos sieht. Heute gehört es uns fast allein – und eine Möve, die reglos auf einem Geländer steht.
Wir machen ein paar Aufnahmen, lassen die Kamera wieder in die Kameratasche gleiten. Einfach schauen. Und genießen, wie ruhig dieser Ort im Winter sein kann.
LANGSAMKEIT, DIE GUTTUT
Herrsching ist sicher im Sommer ein beliebter Ort – aber heute wirkt es wie ein verschlafenes Refugium. Genau das, was wir gesucht haben. Kein Programmdruck, kein Sightseeingmarathon, sondern ein Tag im eigenen Tempo.
Zurück am Wohnmobil machen wir uns einen Kaffee, und denken: So einfach kann ein schöner Tag sein.
Kloster Andechs: Barock, Bier & ein bisschen Patina
Nach einem letzten Blick über den stillen Ammersee brechen wir am späten Vormittag auf – nur eine kurze Fahrt durch sanfte Hügellandschaft führt uns zum nächsten Ziel: Kloster Andechs.
Ein Ort, der Tradition, Aussicht und Biergartenkultur vereint – auch wenn heute alles deutlich ruhiger daherkommt.
ANKOMMEN & ERSTE EINDRÜCKE
Der Wohnmobilparkplatz am Kloster ist gut ausgeschildert und auch im Winter befahrbar – fest geschottert, großzügig, leicht abschüssig, aber mit Keilen kein Problem. Ein paar andere Camper stehen da, insgesamt ist es aber angenehm leer. Wir parken auf dem Tagesparkplatz und
spazieren gemütlich Richtung Klosteranlage. Schon von weitem sieht man den charakteristischen Zwiebelturm, der über die Landschaft ragt. Auf den ersten Blick: beeindruckend. Auf den zweiten: ein bisschen in die Jahre gekommen.
KLOSTERANLAGE – GESCHICHTE MIT KRATZER
Das barocke Ensemble hat ohne Frage Charme – aber man sieht auch: Hier wurde länger kein Pinsel geschwungen. Abblätternde Farbe an Mauern, teilweise gesperrte Nebengebäude, und eine gewisse Patina, die irgendwie zwischen malerisch und vernachlässigt pendelt.
Wir werfen einen Blick in die Klosterkirche – prachtvoll wie erwartet, gold und üppig. Aber auch hier: etwas kühl, wenig Besucher, wenig Leben. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit, vielleicht an der allgemeinen Stimmung – aber so richtig warm werden wir mit dem Ort nicht.
SCHATTENSEITE MIT KUNST: SKULPTURENGARTEN
Dann entdecken wir zufällig etwas, das uns wirklich überrascht: den Skulpturengarten am Rand des Geländes. Moderne, teils abstrakte Figuren aus
Stein, Metall, Holz – verteilt zwischen Bäumen und Sträuchern.
Ein spannender Kontrast zur Klosterarchitektur: leise, fast meditativ. Keine Erklärtafeln, kein Touritrubel – einfach Kunst im Freien, die man auf sich wirken lassen kann. Ein echter Geheimtipp.
KEIN BIER, ABER EIN EINDRUCK BLEIBT
Im Sommer ist Kloster Andechs bekannt für seinen Biergarten – heute ist natürlich alles geschlossen. Kein Hendl, kein Klosterbier – dafür ein kalter Wind und ein weiter Blick über das winterliche Voralpenland.
Wir machen ein paar Fotos, wärmen uns kurz im Womo auf und fahren dann weiter.
Fazit:
Kloster Andechs – interessant, historisch bedeutend, aber im Winter eher nachdenklich als einladend. Die Kunst im Garten hat uns mehr berührt
als die Klostermauern selbst. Auch das darf sein.
Letzter Halt – Majestät auf vier Hufen
Bevor wir endgültig die Heimreise antreten, machen wir noch einen kleinen, spontanen Abstecher – zur nahegelegenen Hirschfarm, die wir beim
Recherchieren am Vorabend entdeckt hatten.
Nichts Großes, kein offizieller Wildpark – eher ein privat betriebener Hof mit großem Gehege, ein paar Infoschildern und viel Weite.
STILLE WEIDEN & WACHSAME AUGEN
Wir stellen das Wohnmobil an einem kleinen Parkplatz ab und spazieren langsam am Gehege entlang. Auf den ersten Blick scheint alles ruhig. Dann – Bewegung im hinteren Bereich:
Eine ganze Herde Dam- und Rothirsche, teils zwischen den Bäumen versteckt, teils auf offener Fläche. Und ganz vorne, erhaben und aufmerksam: ein gewaltiger Hirsch, massives Geweih, wacher Blick.
Er beobachtet uns genau – oder besser gesagt: den Besucher mit Hund, der gerade mit Abstand das Gelände umrundet. Kein Lärm, kein Gebell – und
trotzdem ist klar:
Hier wird aufgepasst.
Die Herde bleibt im Hintergrund, während der Hirsch ruhig, aber bestimmt Stellung hält. Keine Panik, keine Hektik – nur diese natürliche Präsenz, die sofort Respekt einflößt.
LETZTER BLICK, DANN GEHT’S HEIM
Wir bleiben noch ein paar Minuten stehen, schauen, machen ein paar letzte Fotos – dann drehen wir um. Die Sonne steht schon tiefer, der Himmel wird langsam weicher im Licht.
Es fühlt sich nach Abschluss an.
Zurück am Wohnmobil verstauen wir die letzten Kleinigkeiten, starten den Motor – und nehmen die Stille, die Bilder, die Winterluft mit in den Alltag.
Fazit der Tour: Weniger ist mehr
Keine weiten Strecken, kein volles Programm – und trotzdem so viele Eindrücke:
Gruselführung in Kempten, verschneite Wanderungen, stille Klöster, tierische Begegnungen, und immer wieder: Zeit zum Durchatmen.
Eine Wintertour ohne Rummel – aber mit Herz.
Reisen veredelt den Geist und räumt mit Vorurteilen auf.
Oscar Wilde